Pädagogik „vom Kind aus“ gedacht

Wir richten unsere Arbeit an den Bedürfnissen und am Verständnis der Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen aus. Vor nunmehr über 100 Jahren basierte für Rudolf Steiner die Entwicklung einer Pädagogik darauf, dass nicht die Erwartungen der Gesellschaft, der Wirtschaft und des Staates die Ziele der Pädagogik vorgeben dürfen, sondern „vom Kinde aus“ gedacht werden muss. Ziel dabei ist es, sich an dem zu orientieren, was ein Kind braucht, um zu einem verantwortungsbewussten und urteilsfähigen Menschen zu wachsen, der seine eigenen Fähigkeiten entdeckt, befähigt ist, diese weiterzuentwickeln und sozial fruchtbar werden zu lassen. Damit wird er fest im Leben stehen und die Aufgaben und Anforderungen seiner Zeit selbstbewusst meistern.

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Menschsein erleben!
Bedürfnis, die Individualität zu entwickeln und zu gestalten

Wir sehen in jedem Kind und in jedem Jugendlichen seine Einzigartigkeit mit seinen ganz individuellen Fähigkeiten. Dabei können diese Fähigkeiten in allen erdenklichen Bereichen liegen: Dies kann in einer besonderen Sportart, im Singen oder Musizieren, beim Malen, Bauen oder künstlerischem Gestalten, aber eben auch in der Mathematik, technischem Verständnis oder einer Naturwissenschaft liegen. Es kann im sozialen Umgang mit anderen, im Vermitteln, in Geduld, im exakten Arbeiten, im Erforschen, im Erfinden oder sonst wo liegen – hier sind keine Grenzen gesetzt. Darum brauchen und suchen Kinder und Jugendliche Begegnung mit der Vielfalt der Welt – mit allen Sinnen.

Die Kinder und Jugendlichen haben ein Bedürfnis, sich zu entwickeln und zu lernen – sie wollen selbst gestalten. Die Eigeninitiative für diese Entwicklung bringt das Kind selbst mit – diese kann nicht von außen erfolgen. Dabei ist dem individuellen Tempo des Kindes Rechnung zu tragen. Wie nicht jedes Kind zum gleichen Zeitpunkt lernt zu laufen, so wird auch nicht jedes Kind zum gleichen Zeitpunkt lesen können oder das Einmaleins beherrschen.

„Entfalte Dich!“

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Gemeinschaft erleben!
Bedürfnis, die Individualität sozial fruchtbar werden zu lassen

Kinder und Jugendliche wollen Begegnungen mit Menschen innerhalb sozialer Gemeinschaften. Dies ist erst die Familie, aber dann auch ihr Umfeld und eben auch die Schule. Dabei wollen sie in ihrer individuellen Wesensart wahrgenommen und gesehen werden und spüren, dass sie etwas bewirken können. Sie suchen einerseits eine Hülle, Halt und Geborgenheit, aber auch Ansporn und Herausforderung und andererseits wollen sie sich innerlich anlehnen können, aber auch Disziplin und Grenzen – alles stets getragen von Wertschätzung und Respekt eines authentischen Gegenübers. Dabei verändern sich diese Bedürfnisse mit dem Heranwachsen des Kindes – alles zu seiner Zeit.

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“

Martin Buber

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Tiefes Verständnis vom Menschen und der Entwicklung des Kindes

Die Waldorfpädagogik basiert auf einem tiefen Verständnis des Menschen und von der Entwicklung des Kindes. Neben der beschriebenen Einzigartigkeit jedes Kindes und der individuellen Fähigkeiten folgt die Entwicklung jeden Kindes und jeden Jugendlichen gewissen festen Stufen der menschlichen Entfaltung.

Innerhalb dieser festen Entwicklungsstufen liegt ein wesentlicher Kernaspekt darin, dass sich die Kinder in Körper, Geist und Seele entwickeln und deren Ansprache gleichermaßen gewährleistet werden muss. Dies lässt sich an den folgenden sehr einfachen Beispielen nachvollziehen. So ist das Schreibenlernen nur sehr schwer möglich, wenn nicht die motorischen Fähigkeiten, also die Bewegungsfähigkeit, gegeben ist. Ein heftiges Gefühlsleben wirkt sich auf die Lernfähigkeit aus. Diese recht einfachen Beispiele deuten sehr verständlich an, dass alles, was ein Kind tut, immer auf das ganze Kind zurückwirkt.

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